INTEGRATION Kinder mit und ohne Migrationshintergrund stellen ihre Heimatländer vor und erkunden Klein- Winternheim
KLEIN-WINTERNHEIM – In Trachtenkleidern und mit bunten Bändern tanzen die Mädchen aus aller Welt zu folkloristischen Melodien den „Kartoffel-Tanz“. Gemeinsam mit den Jungen singen sie das Lied vom „Bruder Jakob“ in Deutsch, Spanisch, Französisch, Englisch sowie in arabischer Sprache. Zwölf Sechs- bis Neunjährige mit und ohne Migrationshintergrund haben gemeinsam „ein buntes Land erlebt“ und bekennen sich zu „Deutschland für Kinder“ in Klein-Winternheim.
Sie und ihre Familien kommen aus Senegal, Syrien, Tunesien, Bulgarien, Albanien oder Frankreich, sind oftmals bereits in Deutschland geboren oder haben als Flüchtlinge in Klein-Winternheim eine neue Heimat gefunden. Die vier Jungen und Mädchen aus Syrien lernen in der örtlichen Grundschule Deutsch, die Mehrzahl der Kinder ist in der Regel zweisprachig aufgewachsen. Ariem, deren Mutter Olfa Kardous aus Tunesien stammt, spricht Deutsch, Arabisch und ein wenig Französisch.
Mehrere Wochen lang regelmäßig getroffen
Trolli, Viona, Achmed, Mustafa, Ariem, Lena und ihre Freunde haben sich mehrere Wochen lang regelmäßig eine Stunde getroffen, gebastelt und gemalt, ihr Heimatland vorgestellt und ihre neue Heimat Klein-Winternheim erkundet. Sie besuchten Sportplätze, Kirchen und Geschäfte, lernten Disziplin vor allem an Ampeln.
Ein informatives Video zeugte bei der Präsentation im Gemeindesaal der evangelischen Kirche von dem großen Engagement der kleinen Akteure. Zwei Dutzend bunte Figuren aus Kartoffeln belegen, wie die Jungen und Mädchen gelernt haben, dass die Kartoffel die Lieblingsspeise der Deutschen ist. Und weil vor allem die Jungen sich für Fußball und die gegenwärtige Europameisterschaft begeistern, haben sie die Kartoffelmännchen mit Bällen bestückt und mit bunten Fähnchen der teilnehmenden Nationen gschmückt.
Ein Rückblick auf die Geschichte des Ortes regte die Kinder zu Bildern über die Römer in Klein-Winternheim an. Schließlich waren die Legionäre damals ebenfalls Menschen mit Migrationshintergrund.
Cecilia Laca Sánchez, Initiatorin des Klein-Winternheimer Pilotprojektes, gesteht, dass die vergangenen zehn Wochen ihr nicht nur viel Freude bereitet haben, sondern dass sie durch die Arbeit mit den Kindern auch ihre Deutschkenntnisse verbessern konnte. Liborio Labita, Ausländerbeauftragter des Landkreises Mainz-Bingen, möchte auch andere Gemeinden für das gelungene Projekt begeistern. Zunächst wird er es in der Verbandsgemeinde Oppenheim vorstellen.
„Durch Musik, Tanz und Spiele sowie Ausflüge kann die Distanz zwischen den Kulturen überbrückt werden“, sagt Cecilia Laca Sanchez. Ulrich Witzmann vom Keramikhof Nieder-Olm hat die Kinder auf dem historischen Weg der Kartoffel von Peru nach Deutschland begleitet.
Das Pilotprojekt wurde von Casa del Sol gemeinsam mit der evangelischen Kirche Klein-Winterheim durchgeführt.